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Noch besser erinnern

Wird man im Alter grundsätzlich vergesslicher?

Das ist wissenschaftlich umstritten. Sei also nicht zu streng mit dir selber. Sei tolerant und grosszügig zu dir selbst! Wenn du etwas vergisst, denke an den Wert des Vergessens.

Das Vergessen gehört zu unserem Alltag – kontinuierlich vergessen wir unzählige unwichtige, aber immer wieder auch persönlich wichtige Informationen. Dieser Prozess des Vergessens, welcher individuell unterschiedlich in Bezug auf Geschwindigkeit und Ausmass abläuft, wird oft wie ein persönlicher Gegner gesehen. Viel lieber hätten wir doch, dass wir uns aktuelle To-Dos merken können und dass Erinnerungen an die Ferien oder an bedeutsame Episoden im Leben nicht mit der Zeit verblassen.

Die Neurowissenschaft jedoch zeichnet ein positives Bild der Vergesslichkeit: Das Vergessen ist ein notwendiger Vorgang, weil unser Gehirn erst mit dem Verblassen unwichtiger Einzelheiten die Erinnerungen dauerhaft speichern kann. Es gehört somit zu den wichtigsten Aufgaben unseres Gehirns, Unwichtiges von wesentlichen Inhalten zu trennen und damit Muster und Regelmässigkeiten in der Umwelt zu erkennen.

Vergesslichkeit ist somit nötig und normal. Ob man im Alter grundsätzlich vergesslicher wird, ist wissenschaftlich umstritten. Sicher ist, dass die synaptische Übertragung von Informationen und damit die Prozesse, mittels derer das Gehirn Gedächtnisinformationen speichert und abruft, langsamer werden. Was aber nicht heisst, dass das Gedächtnis per se schlechter wird! So verbessert sich beispielsweise die Merkfähigkeit für persönlich sinnvolle und praktische Informationen. Ältere Menschen können dank Ihres grossen Wissens und Schatz an Erfahrungen Neues schnell verknüpfen, verstehen und implementieren.

Doch auch wenn Jung und Alt möglicherweise etwa gleich viel vergessen, ist die Wertung des Vergessens bei älteren Personen verändert. Wenn jüngere Personen etwas vergessen, zucken sie mit den Schultern und wenden sich etwas anderem zu. Wenn ältere Personen etwas vergessen, fragen Sie sich innerlich: „Oje, mein Hirn wird altersschwach – sind das wohl erste Anzeichen von Alzheimer?“

Statt sich bei Vergesslichkeit Sorgen zu machen, könnte ich mir überlegen, wie gut versorgt mein Gedächtnis gerade ist und wie ich es unterstützen könnte: Wasser trinken und/oder mich erholen. Bei älteren Personen ist Flüssigkeitsmangel oder Stress/Erschöpfung oft der Auslöser von Vergesslichkeit.

Ich will tolerant zu mir sein – wie zu andern Menschen auch! Statt eine mentale Liste zu führen mit allen Dingen, die ich heute vergessen habe, führen ich lieber ein inneres (oder physisches) Tagebuch des Erlebten: Ich überlege mir am Abend, was ich an diesem Tag erlebt habe und lasse die Bilder wie ein Film vor meinem geistigen Auge abspielen. Ich meine: Lebensereignisse noch einmal anschauen oder sogar aufschreiben, stärkt mein Erinnerungsvermögen. Wenn ich es kombiniere mit der Frage, für was bin ich dankbar, fördere ich zugleich meine Schlafqualität und träume …von tollen Erfahrungen, die mich einmalig machen.

 

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